Der Höhenflug der Zweibrücker Handballer geht weiter. In einer packenden und äußerst spannenden Partie behielt SG-Topscorer Nils Wöschler die Nerven und verwandelte wenige Sekunden vor dem Ende einen Siebenmeter zum umjubelten Siegtreffer. Mit 27:26 (14:12) schlugen die Zweibrücker Löwen die Sportfreunde Budenheim und bleiben alleinige Spitzenreiter der Regionalliga Südwest. Bester Werfer war einmal mehr Nils Wöschler mit acht Treffern, davon vier per Siebenmeter.
„Genau für diese Momente machen wir das alles“, freute sich SG-Trainer Martin Schwarzwald nach der Partie. Seine Jungs hatten in den 60 Spielminuten zuvor alles gegeben und ihr Herz auf dem Feld gelassen. Angetrieben von einer immer mehr zu einem Hexenkessel werdenden Westpfalzhalle ließen sich die Rosenstädter auch in noch so brenzligen Situationen nicht von ihrem Weg abbringen und wurden am Ende mit einem doppelten Punktgewinn belohnt. „Die zweite Halbzeit war geprägt von Wille und Emotion“, so Schwarzwald. Der Schlüssel zum Erfolg war einmal mehr die starke Zweibrücker Defensive. „Ich habe den Jungs vor der Partie gesagt, dass wir das Spiel gewinnen werden, wenn es uns gelingt, sie unter 30 Toren zu halten“, erklärte der EHF-Master-Coach und lag damit goldrichtig. Die SF Budenheim, die in der bisherigen Saison einen Schnitt von etwas mehr als 34 Toren pro Spiel erzielt hatte, konnte durch überragende und aufopferungsvolle Defensivarbeit bei 26 Toren gehalten werden.
Beide Mannschaften brauchten von Beginn an nicht lange, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Schnell wurde klar, dass es heute vor allem auf den Kampf ankommen würde. Beide Teams mussten sich jeden Treffer hart erarbeiten. Harte Zweikämpfe prägten die Partie. Schwarzwald begann die Partie mit einer kleinen Überraschung in der Deckung und brachte das Talent Felix Weinert gegen den quirligen Jannis Schnitter im rechten Rückraum der Budenheimer auf. Das Zweibrücker Eigengewächs machte seine Sache mehr als gut. Beide Abwehrreihen zeigten sich aggressiv und beweglich und ließen kaum einfache Würfe zu. Das führte dazu, dass sich auf beiden Seiten einige Fehlversuche ansammelten. Dennoch schafften es die Hausherren, sich leichte Vorteile zu erarbeiten. Nach dem 3:1 in der fünften Spielminute durch Philipp Hammann konnten die Rosenstädter den Vorsprung bis zur zwölften Minute (7:5) halten, ehe die Gäste mit einem Doppelschlag binnen einer Minute durch Schnitter und Grathwol erstmals wieder zum 7:7 ausgleichen konnten. Nach der erneuten Führung für die Löwen folgte der Schockmoment für die Gäste. Beim Versuch, den Treffer von Stephan Jahn zu vereiteln, rutschte der starke Budenheimer Keeper Karim Ketelaer weg und verletzte sich dabei so schwer am Knie, dass er vermutlich länger ausfallen wird. Für ihn kam Maximilian Wald zwischen die Pfosten, der zu großer Form auflief. Nachdem Ketelaer bereits einen Siebenmeter der Hausherren entschärfen konnte, ließ Wald gleich drei weitere Paraden gegen Würfe vom Strich folgen. Doch auch das konnte die Zweibrücker nicht aufhalten, allenfalls etwas ausbremsen. So setzten sie sich eineinhalb Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte auf 13:10 ab und konnten sich auf einen guten Damian Zajac verlassen. Beim Stand von 14:12 wurden die Seiten gewechselt.
Die Partie blieb spannend und umkämpft. Die Gäste fanden nun jedoch bessere Lösungen und konnten auf ihre stark besetzte Bank zurückgreifen. SFB-Trainer Philipp Becker konnte nahezu ohne Qualitätsverlust auf allen Positionen wechseln und stellte die Zweibrücker so immer wieder vor neue Herausforderungen. Nur das gefürchtete Tempospiel des SFB blieb trotz aller Bemühungen aus, was am starken Rückzugsverhalten der Zweibrücker lag. Den ersten Treffer in der zweiten Hälfte erzielte Kreisläufer Samuel Reitz für die Gastgeber. Reitz zeigte seine vielleicht beste Saisonleistung im Löwentrikot. Er konnte nicht nur zwei Treffer selbst erzielen, sondern war oft nur durch ein Foul zu stoppen und holte so wichtige Siebenmeter heraus. Bis zur 37. Minute beim Stand von 18:16 lief es noch weitgehend nach Plan für den Spitzenreiter der Regionalliga. Doch dann drehten die Gäste mit vier Treffern in Folge die Partie und gingen erstmals selbst mit 18:20 (43.) in Führung. In einer jetzt hitziger werdenden Partie ist es umso bemerkenswerter, dass sich der Vorjahressiebte aus Zweibrücken davon nicht beirren ließ. „Wir sind bei uns geblieben und haben die richtigen Entscheidungen getroffen“, so Schwarzwald. Knapp sechs Minuten später hatten die Hausherren mit vier eigenen Treffern in Folge den alten Abstand wiederhergestellt (22:20), auch weil sich der jetzt im SG-Tor eingewechselte Norman Dentzer mit einigen Paraden gut einbrachte. Doch die Gäste schlugen erneut zurück und führten nach einem Treffer von Stefan Corazolla mit 22:23, etwas mehr als acht Minuten vor dem Ende. Die Partie stand auf des Messers Schneide und die Zweibrücker Fans spürten, dass ihre Mannschaft sie jetzt braucht. Lautstark feuerten sie ihre Löwen an, die nicht locker ließen. Zwei Minuten vor dem Ende führten die Gäste dennoch immer noch hauchdünn mit 25:26. Nach dem verwandelten Siebenmeter von Nils Wöschler, der nach einer unauffälligen ersten Hälfte in der zweiten Halbzeit das Ruder an sich riss und den Ausgleich zum 26:26 erzielte, nahmen die Rheinhessen eine Auszeit – jedoch ohne Erfolg. Die Zweibrücker eroberten den Ball zwanzig Sekunden vor dem Ende. Auch Schwarzwald zog umgehend die Karte. Nach einer starken Einzelaktion von Tim Eisel konnte dieser nur durch ein Foul gestoppt werden. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Wöschler zum umjubelten Heimsieg.
Somit ist es angerichtet. Kommendes Wochenende geht es für die Zweibrücker zum HV Vallendar zu dem Topduell der Liga. Beide Teams sind dem Rest der Liga enteilt.
Für die SG Zweibrücken spielten:
Damian Zajac (1-40, 8 Paraden), Norman Dentzer (41-60, vier Paraden) im Tor,
Nils Wöschler 8/4, Philipp Hammann 4/1, Nico Graeber 4, Tim Eisel 4, Stephan Jahn 3, Nico Becker 2, Samuel Reitz 2, Felix Weinert, Lukas Kondziela, Louis Ringle, Martin Leufke, Julian Weber